Was bedeuten die freimaurerischen Grade?

Die Freimaurerlogen unterscheiden ihre Mitglieder nach alter Handwerkstradition in Lehrlinge, Gesellen und Meister. Allerdings ist dies in der Freimaurerei kein Über- und Unterordnungs-verhältnis, sondern dient der allmählichen Einführung in die besondere Art und Weise, in der wir Freimaurer mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen umgehen.

Die Lehrlinge

Die Lehrlinge sollen sich erst einmal mit ihren eigenen Fähigkeiten beschäftigen. Jeder Mensch wächst mit seiner bestimmten genetischen Ausstattung in einer bestimmten örtlichen Umwelt auf. Hier erwirbt er einen historisch bestimmten Grad der Freiheit und sozialen Kompetenz. Diese Vorprägung ist in Richtung auf den Weltstandard zu erweitern. Sie ist mit den Möglichkeiten abzugleichen, die die Menschheitsgeschichte über das von jedem Einzelnen bislang Erkannte hervorgebracht hat. Dieses Selbsterziehungsprogramm nennen wir die Arbeit am „rauhen Stein“. Jeder Freimaurer versucht, die eigenen Ecken und Kanten so abzuarbeiten, dass seine Fähigkeiten dem Stand der Menschheitsgeschichte gerecht werden und in die gesellschaftliche Arbeitsteilung eingefügt werden können. Diese Arbeit am eigenen rauhen Stein endet natürlich nie, weshalb wir Freimaurer in dieser Hinsicht immer Lehrlinge bleiben.

Die Gesellen

Doch es gibt Fähigkeiten, die wir auch bei größtem Bemühen nicht allein entwickeln können. Deshalb sind kreative Menschen zeitlebens auf der Suche nach Mitstreitern. Mit diesen gemeinsam entwickeln wir genau diejenigen Fähigkeiten, die unsere eigenen Fähigkeiten zur Kooperation fortentwickeln. Dies ist die Aufgabe der Gesellen. Deshalb schicken wir in alter Handwerks¬tradition unsere Gesellen auf Reisen, damit sie in anderen Bauhütten genau diejenigen Mitstreiter treffen, die ihre Fähigkeiten mit den unseren verflechten, um so den materiellen und ideellen Mehrwert hervorzubringen, der über die bloß gebündelten einzelnen Fähigkeiten hinaus geht. In dieser Hinsicht bleiben wir Freimaurer auch zeitlebens Gesellen.

Die Meister

Um den aus der Kooperation gewonnenen Mehrwert zu festigen, zu verstetigen und nachfolgenden Generationen zu erhalten, bedarf es gesellschaftlicher Institutionen. Hierfür steht der Meister, der den „Betrieb“, den institutionellen Rahmen für die Aufnahme, Verarbeitung, Organisation und Verteilung des gemeinsam Erschaffenen bereitstellt. Dies gilt für den ideellen Mehrwert unserer freimaureri¬schen Arbeit ebenso wie für den materiellen Mehrwert eines Handwerksbetriebs. Die verschie¬denen Aspekte unserer ideellen Arbeit sind zielführend zu organisieren, der gewonnene Mehr¬wert gerecht zu verteilen. Schließlich ist zu beachten, dass unsere Umwelt das Ergebnis unserer Arbeit auch aushält. Die Dimensionen der Aufgaben eines Meisters sind so vielfältig, dass einige Lehrarten zur Unterstützung dieser Arbeit noch besondere Erkenntnisstufen bzw. Hochgrade eingeführt haben. Bei unserer Großen Loge Royal York zur Freundschaft sind dies der Innere Orient und der Innerste Orient.